Nachhaltiger Ernährung

Kohlendioxid-Emissionen beim beheizten Treibhaus- und Freiland-Anbau CO2-Emissionen in Gramm pro Kilogramm Lebensmittel

Lebensmittel Beheizter Treibhausanbau Freilandanbau
Bohnen 6.360 220
Lauch 5.430 190
Kopfsalat 4.450 140
Sellerie 3.660 190
Gurken 2.300 170
Tomaten 880 110

Quelle: Dissertation „Umweltfolgen des Nahrungsmittelkonsums – Beurteilung von Produktmerkmalen auf Grundlage einer modularen Ökobilanz“ (Nils Jungbluth 2000)

 

Sieben lebensnahe Klimatipps auf einer Karte zeigen, wie jeder Einzelne seine persönliche CO2-Bilanz beim Essen verbessern kann. Das reicht vom Einkaufsweg über den Fleischkonsum bis zum Kauf des richtigen Kühlschranks. Ein Thema, das uns alle angeht. Unser tägliches Brot ist viel relevanter für das Klima als wir denken. Wir kaufen mit dem Auto zu viele Lebensmittel ein, die dann im Müll landen. Frisches Obst und Gemüse stammt zum Teil aus geheizten Glashäusern, muss gedüngt und transportiert werden. Nach dem Einkauf müssen die Lebensmittel gekühlt, tiefgefroren und zubereitet werden. All das verbraucht Energie, bei deren Produktion in der Regel CO2 entsteht. Können wir überhaupt beeinflussen, wie viel CO2 durch unsere Ernährung entsteht? Wir können!

 

Zusammenhänge erkennen

UNO und Weltklimarat IPCC sind sich einig. Die Aktivitäten der reichen Industrieländer wirken sich verheerend auf die Umwelt aus. Unser gesamter Lebensstil – und hier gerade unsere Ernährungsweise – sollte umgestaltet werden und den Trend umkehren.

Die nachfolgenden Probleme entstehen zum großen Teil aus unserem Konsum:

  • Zunehmende Schadstoffbelastung der Umwelt
  • vermehrte Treibhausgas-Emissionen und steigende Temperaturen
  • Zerstörung der Ozonschicht
  • globaler Klimawandel
  • Waldsterben und Waldschwund durch Abholzung
  • Bodenzerstörung durch Erosion, Verdichtung, Versalzung
  • Wasserknappheit und Wassermangel
  • Artenschwund bei Pflanzen und Tieren, Überfischung der Meere
  • Veränderungen der Kulturlandschaft
  • Ausbeutung der Bodenschätze
  • Rodung für landwirtschaftlich genutzte Flächen
  • Verschmutzung der Meere
  • Massentierhaltung und deren unmenschliche Quälereien
  • Rückgang der heimischen Produktion und Dienstleister
  • Verarmung des Handwerks durch maschinelle Fertigung (Backwaren usw.)

Diese Liste könnte ewig weitergeführt werden.

 

Das Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten schreibt: „Eine pflanzenbetonte Mischkost reduziert die Menge der freigesetzten Treibhausgase um etwa 15 % im Vergleich zu einseitig fleischbetonter Ernährung. Zur Produktion benötigt die pflanzenbetonte Mischkost zudem deutlich weniger Flächen und Wasser.“

Weiter ist auf der Internetseite des Staatsministeriums zu lesen:

Anteile des Treibhausgas-Ausstoßes in Deutschland: öffentlicher Konsum 12%, Ernährung 20%, Wohnen 21%, Personenverkehr 23%, sonstiger privater Konsum 24%.In Deutschland werden pro Person und Jahr etwa 11 Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen [1]. Klimaverträglich wären jedoch nur 2 Tonnen [2]. Ziel ist daher eine angestrebte Reduktion um ca. 80 %. Unsere Ernährung trägt mit etwa 20 % zum gesamten Treibhausgas-Ausstoß bei. Etwa die Hälfte davon (10 % absolut) stammt aus der landwirtschaftlichen Erzeugung. Hiervon wiederum 85 % allein aus der Produktion tierischer Erzeugnisse [3]. Weniger Fleisch und Wurst zu konsumieren, kann den CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. Dazu habe sie folgende Grafik veröffentlicht.

 

Die Welternährung sichern

Nachhaltige Ernährung setzt bei der Lebensmittelauswahl auf Regionalität, gute Qualität und einen fairen Preis. Ackerflächen stehen für die Welternährung nur in begrenztem Umfang zur Verfügung. Da tierische Produkte mehr Flächen benötigen bei gleichem Kalorienangebot wie pflanzliche Produkte, sichert eine pflanzenbetonte Mischkost eher die Welternährung als fleischbetonte Kost. Dennoch hat auch die Weidehaltung auf Grünland ihre Berechtigung. Grünland bindet kontinuierlich viel CO2 aus der Atmosphäre und sollte nicht in Ackerland umgewandelt werden, weil dabei große Mengen an CO2 freigesetzt würden. Eine gewisse Menge an Fleisch und Milchprodukten hat auf dem Speiseplan einer nachhaltigen Ernährung durchaus ihren Platz. Qualität wählen Gerade bei Fleisch und Wurstwaren achtet die nachhaltige Ernährung auf gute Qualität. Produkte aus artgerechter bzw. ökologischer Tierhaltung und Fütterung oder aus regionalen Markenfleischprogrammen (z. B. „Geprüfte Qualität – Bayern“) haben ihren Preis. Wer weniger Fleisch verzehrt, kann sich bessere Qualität bei gleichem Budget gönnen.

Quellen: [1] Umweltbundesamt: Die CO2-Bilanz des Bürgers, www.ifeu.de, 2007 [2] Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Aktionsprogramm „Klima und Entwicklung“, www.bmz.de, 2007 [3] Enquête-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“ des Deutschen Bundestags (Hrsg.): Landwirtschaft und Ernährung – Quantitative Analysenund Fallstudie und ihre klimatische Relevanz. In: Landwirtschaft, Band 1/II, Economica, S. 42, Bonn, 1994 [4] Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Vollwertig Essen und Trinken nach den 10 Regeln der DGE, www.dge.de, 2009

 

Nachhaltigen Landwirtschaft!

Umwelt schonen, Artenvielfalt erhalten

Der ökologische Landbau – als besondere Form einer nachhaltigen Landwirtschaft – verbraucht im Pflanzenbau die Hälfte [1,2,3] bzw. zwei Drittel [4,5] der Primärenergie gegenüber nicht ökologisch wirtschaftenden Betrieben. Die Fläche des ökologischen Landbaus in Bayern hat sich von rund 60.000 Hektar im Jahr 1999 auf 200.000 Hektar im Jahr 2011 erhöht. Bezogen auf die gleiche Ertragsmenge verursacht er lediglich drei Viertel [2] bis halb so viele [4] Treibhausgase. Dies bewirkt vor allem der Verzicht auf mineralische Stickstoffdünger, deren Herstellung sehr energieaufwändig [2] ist. Ökolandbau fördert nachweislich die biologische Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren, was sich positiv auf die natürliche Bodenfruchtbarkeit und die Erosionsneigung auswirkt [1,6]. Auch der Energieeinsatz in der ökologischen Tierhaltung ist geringer [4,7,8]. Dennoch gilt zu beachten: Die Art der Bewirtschaftung kann produktbezogen klimarelevant sein. Die Auswirkungen einer pflanzenbetonten Mischkost gegenüber einseitig fleischbetonter Ernährung sind jedoch größer als die produktbezogenen Auswirkungen. Soziales Engagement Eine nachhaltige Landwirtschaft trägt zum Erhalt des ländlichen Raums als Erholungsraum bei. Zudem engagieren sich manche Landwirte auch sozial, indem sie ihre Betriebe für Kindergarten-, Schul- und Seniorenprojekte öffnen. Andere arbeiten in der Therapie und Integration von Menschen mit Behinderung oder psychischen Auffälligkeiten [9]. Mehr Genuss, weniger Belastung Viele Menschen kaufen ökologische Produkte wegen des intensiveren Geschmacks [10]. Ökolebensmittel können zudem einen gesundheitlichen Mehrwert haben. Bei den Vitamin- und Mineralstoffgehalten unterscheiden sich die ökologischen zwar kaum von den konventionell erzeugten Lebensmitteln. Ausnahme ist jedoch der Vitamin-C-Gehalt. Der liegt bei Bio-Obst und Bio-Gemüse meist höher [11]. Die Belastung durch unerwünschte Rückstände wie z. B. Nitrat ist bei den Ökoprodukten meist geringer. Faire Wirtschaft In der Regel bietet der Ökolandbau den Bäuerinnen und Bauern infolge höherer Erlöse eine bessere Existenzsicherung. Und er schafft zusätzliche Arbeitsplätze, durch hohe Arbeitsintensität, Weiterverarbeitung auf dem Hof und Direktvermarktung. 1999 bewirtschafteten in Bayern rund 4.000 Ökobetriebe eine Fläche von rund 60.000 Hektar. Bis 2011 stieg die Anzahl der Biobetriebe auf 6.400, die der bewirtschafteten Ökofläche auf 200.000 Hektar. Insgesamt dagegen sanken die Zahlen der landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern im selben Zeitraum: um 30.000 Betriebe und um etwa 100.000 Hektar [12].

Quellen: [1] Forschungsinstitut für biologischen Landbau: Bio fördert Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt. Erkenntnisse aus 21 Jahren DOK-Versuch. FiBL-Dossier Nr. 1, Frick (CH), 2000 [2] Hülsbergen KJ, Küstermann B: Optimierung der Kohlenstoffkreisläufe in Öko-Betrieben. Ökologie und Landbau 36 (1), 20-22, 2008 [3] Wechselberger P: Ökonomische und ökologische Beurteilung unterschiedlicher landwirtschaftlicher Bewirtschaftungsmaßnahmen und -systeme anhand ausgewählter Kriterien. Dissertation. FAM-Bericht 43, Shaker, Aachen, 2000 [4] Bockisch (Hrsg.): Bewertung von Verfahren der ökologischen und konventionellen landwirtschaftlichen Produktion im Hinblick auf den Energieeinsatz und bestimmte Schadgasemissionen. Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Braunschweig, 2000 [5] Haas G, Geier U, Schulz DG, Köpke U: Vergleich Konventioneller und Organischer Landbau – Teil I: Klimarelevante Kohlendioxid-Emissionen durch den Verbrauch fossiler Energie. Beiträge über Landwirtschaft 73, 402-415, 1995 [6] Forschungsinstitut für biolog. Landbau: Biolandbau und Biodiversität. www.fibl.org, 2009 [7] Koerber Kv, Kretschmer J: Ernährung und Klima – Nachhaltiger Konsum ist ein Beitrag zum Klimaschutz. In: AgrarBündnis (Hrsg.): Der kritische Agrarbericht.280.285, www.bfeoe.de, 2009 [8] Hörtenhuber s, Zollitsch W: Treibhausgase von der Weide. Welche Vorteile bringt die Öko-Rinderhaltung? Ökologie und Landbau 36 (1), 23-25, 2008 [9] Lutzenberger J, Gottwald FT: Ernährung in der Wissensgesellschaft – Vision: Informiert essen. Campus, Frankfurt/M, 1999 [10] Koerber Kv, Männle T, Leitzmann C: Vollwert-Ernährung – Konzeption einer zeitgemäßen und nachhaltigen Ernährung. Haug, Stuttgart, www.bfeoe.de, 2004 [11] Forschungsinstitut für biologischen Landbau: Qualität und Sicherheit von Bioprodukten. FiBL-Dossier Nr. 4, Frick (CH), 2006 [12] Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Bayerische Agrarberichte 2000 bis 2010. www.agrarbericht,bayern.de, 2000 bis 2010

 

Saisonal essen, regional einkaufen

Vermeiden Sie unnötige Lebensmitteltransporte durch verstärkter Nachfrage nach saisonalen und regionalen Erzeugnissen.

  • Stärken die heimische Landwirtschaft, Bio-Bauern, die natürliche Tierhaltung
  • Fördern die regionale Wirtschaftskraft, den Bäcker, Metzger oder den Gemüsehändler
  • Regionale Produkte sind frisch und stecken voller guter Inhaltsstoffe
  • Vermeiden Sie in Plastik verpackte Lebensmittel

Das „Regionalportal“ im Internet erleichtert Ihnen die Suche nach regionalen Spezialitäten und Dienstleistungen in den Regionen Bayerns. Im Portal können sich Direktvermarkter eintragen, aber auch Anbieter von Dienstleistungen. Das Portal muss ständig erweitert werden, machen Sie also mit und melden Sie ihren Betrieb an, sollte er dann zu den genannten Gruppen gehören und REGIONAL sind. Das ist nur ein Weg an Informationen und Anbieter zu gelangen, andere Wege sind lokale Märkte oder kleine Läden mit nachhaltigen Angeboten. Schauen Sie einfach mal hier in das Regionalportal >>>

 

Bleiben Sie kritisch!

Saisonale und regionale Herkunft bevorzugen

Hier nur ein paar Werte im Vergleich, Treibhausgas-Emissionen bei Freiland-Anbau mit beheiztem Anbau vergleicht.

Beispiel: Lauch setzt im beheizten Anbau 5,4 kg CO2/kg Lauch frei, im Freilandanbau lediglich 0,19. Gemüse und Obst aus beheizten Treibhäuern und Folientunneln setzen bis zu 30mal mehr Treibhausgase pro Kilogramm frei als im Freiland angebaute [1]. Wer beim Einkauf saisonale Produkte aus dem Freiland bevorzugt, hilft Schadstoffemissionen zu vermeiden und fossile Energie einzusparen. Statt „alles zu jeder Zeit“ setzen verantwortungsbewusste Verbraucher auf „saisonal und regional“.

Der aid-Saisonkalender für Obst und Gemüse erleichtert die tägliche Einkaufsentscheidung.

Quellen: [1] Jungbluth N: Umweltfolgen des Nahrungsmittelkonsums – Beurteilung von Produktmerkmalen auf Grundlage einer modularen Ökobilanz, Verlag dissertation.de, (elektronischer Anhang), Berlin, 2000 [2] Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Verkehr in Zahlen, Berlin, 1992, 1999 [3] Lauber I, Hoffmann I: Gütertransporte im Zusammenhang mit dem Lebensmittelkonsum in Deutschland. Teil II: Umweltwirkungen anhand ausgewählter Indikatoren, Zschr. Ernährungsökologie 2 (3), 187-193, 2001