Faire Mode aus Indien mit Mehrwert – azadi

Am Sonntag, 30. April 2017 hielt Frau Dr. Regina Vogt-Heeren einen sehr informativen aber auch berührenden Vortrag in der Schwarzenbrucker Bürgerhalle.

Sie berichtete eingangs über die Arbeit des indischen Vereins STOP (Stop Trafficking and Oppression of children and Women) einem Unterstützernetzwerk für indische Mädchen, die aufgrund der Armut ihrer Herkunftsfamilien in großes Leid, bedingt durch Zwangsprostitution und Mädchenhandel, gelangten.

STOP leistet in zwei Slums von Neu Delhi wertvolle Basis-Sozialarbeit im Bereich der Prävention und errichtete ein Schutzhaus mit 50 Plätzen für Mädchen und junge Frauen (www.stopindia.in).

Der Verein unterhält sich ausschließlich von Spenden und kooperiert mit politischen Institutionen und Organisationen der UNO. Er wurde 1998 durch Roma Debabrata in Delhi gegründet und rettete bis heute über 1500 Mädchen aus indischen Bordellen.

 

Die Arbeitsfelder von STOP erstrecken beispielsweise auf die Rückführung der Mädchen möglichst in ihre Heimatgebiete, auf Präventions- und Bildungsprojekte in Slumgebieten Delhis, die Netzwerkarbeit mit anderen Hilfsorganisationen sowie der Schulung der indischen Polizei zur Thematik Kinderhandel. Außerdem arbeitet STOP bei „Runden Tischen“ des indischen Staates zur Thematik Kinderhandel mit und gewährt jungen Frauen Mikrokredite zur Existenzgründung.

 

Dr. Regina Vogt-Heeren gehört zum Team der Farcap-Mitarbeiterinnen, die sich mit ihrem Bekleidungsgeschäft erst kürzlich mit dem Fürther Weltladen räumlich zum neu eröffneten „Welthaus“ zusammenschlossen. Diese interessante und innovative Bildungseinrichtung mit einer Verkaufsfläche für faire Produkte befindet sich in der Fürther Gustavstr. 31.

Jedoch bietet Farcap bereits seit mehreren Jahren faire Mode in Fürth an. Für ebenfalls faire Sport- und Yogabekleidung hält „Farcap Berg & Tal“ in einem weiteren Laden (in der Fürther Gustavstrasse 35) ein umfangreiches Angebot bereit. Beide Läden sind in Form von Non-Profit Organisationen als gemeinnützig anerkannt.

 

Zusammen mit STOP sowie den Modeschulen Nürnberg gründete Farcap das Projekt azadi, das Regina Vogt-Heeren im zweiten Teil des Vortrags vorstellte.

Azadi bedeutet Freiheit.

In diesem jungen, wegweisenden Gründerinnenprojekt arbeiten indische und deutsche Frauen bei der Herstellung und dem Vertrieb tragbarer Mode zusammen und die von STOP aus ihren ehemals untragbaren Bedingungen befreiten indischen Frauen erhalten als Näherinnen dieser Bekleidungsstücke eine langfristige Perspektive für ihren Lebensunterhalt.

 

Das Ladenteam von Farcap zeigte in der Projektentstehung vielseitiges Engagement.
Zusammen mit SchülerInnen aus zwei Jahrgangsstufen der Modeschulen Nürnberg, die aktuelle Schnitte für die Bekleidung entwarfen und erste Musterstücke anfertigten, wird die Basis für jede neue Kollektion gelegt. Derzeit wird die Frühlingskollektion 2018 kreiert und alle sind in Hinsicht auf die Ergebnisse bereits sehr erwartungsfroh.

 

Um die Zusammenarbeit zu festigen und das Beziehungsgeflecht weiter auszubauen reisen seit mehreren Jahren zweimal jährlich zwei der Teammitglieder von Farcap in den Süden Indiens.

Dabei nahmen sie auch Kontakt und Geschäftsbeziehungen mit einem indischen fairtrade-zertifizierten Mittelstandsbetrieb aus der Bekleidungsindustrie auf, um über diesen Zugang zu fairen, ökologisch produzierten Stoffen zu bekommen. Außerdem fertigt dieser Betrieb einige Kleidungsstücke aus der Basic-Kollektion, die derzeit mengenmäßig (noch) nicht durch die Frauen aus dem Schutzhaus hergestellt werden können.
Zurück in Deutschland, werden die Kleidungsstücke dann in verschiedene Weltläden weiterverteilt und dort zum Verkauf angeboten, denn Farcap hat sich als Lieferant für Weltläden zertifizieren lassen.

 

In Frau Vogt-Heerens spannenden Vortrag bekamen die Besucherinnen und Besucher – bildhaft unterstützt anhand vieler Fotografien aus Südindien – Einblick in die Vielfalt an Aufgabenstellungen, die eine Projektneugründung mit sich bringt. 1000 Details wollen beständig berücksichtigt werden und es muss künftig darauf geachtet werden, dass diese vielen zeitraubenden „Kleinigkeiten“ in den Folgekollektionen im Blick behalten werden und ihnen rechtzeitig begegnet wird.

 

Im Rahmen eines Indienaufenthaltes der Teamerinnen von Farcap entstanden neuerdings Kontakte zwischen einer indischen Modedesignschule und den Nürnberger Modeschulen, die inzwischen in einen direkten Austausch traten.

 

Die Besucherinnen und Besucher des Vortrages, an den sich eine angeregte Fragerunde anschloss, bekamen an diesem Abend ein Beispiel dafür, wie sie mit kleinen Veränderungen ihres eigenen Kaufverhaltens dazu beitragen können, dass sich Lebensbedingungen für Menschen in anderen Ländern der Erde sehr positiv verändern und es sich lohnt, neue und faire Wege der Zusammenarbeit in der globalisierten Welt zu beschreiten.

Katja Hacker, Fairtrade-Steuerungsgruppe Schwarzenbruck